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Kommt alle her, hier gibt es Sonne und Meer

Von Liepaja bin ich nach Pävilosta geradelt. Allerdings Nebenstraße und Schotter-/Waschbrettpiste. Es hat mich an die „Rüttelplatte“ im Fitnessstudio erinnert, womit man für viel Geld Tiefenmuskeln trainieren kann „ha, ha, ha“. Hier gibt`s die gratis 😉 Bin allerdings im Durchschnitt so um die 10 kmh vorwärts gekommen.  Aber bei jeder Gelegenheit mehr und mehr ins schwärmen:   Lettland ist   WUNDERSCHÖN !  Hier gibt es:

  • wilde ursprüngliche Ostseestrände
  • viel Natur so weit das Auge reicht
  • manche Frauen müssen hier besonders gut aufpassen: Es wimmelt hier von Störchen!
  • nur ganz wenige Leute (2 Mio. – davon leben 1 Mio in Riga)
  • überall Busanbindung
  • keine Sommerzeit
  • wenig Autos, die Kinder spielen noch auf der Straße
  • in jedem noch so kleinem Ort ein Dorfladen, der bis 20 / 22 Uhr geöffnet hat
  • junge Leute sprechen selbst im kleinsten Dorfladen englisch oder deutsch
  • hier gibt es frische regionale Produkte wie geräucherten Hering oder Fleischtomaten und Zwiebeln vom Feld für insgesamt 1,25 €
  • die Zeltplätze findet man direkt in den Dünen oder im Örtchen Pävilosta im Hafen für 3,50 € inkl. Dusche und
  • überall WLAN – selbst die Omi auf dem Feld telefoniert mit dem Handy (sah lustig aus)
  • total abgefahren: im Zelt kann man Fernsehen schauen

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Göttliche Stille und Glückskeks der TK Dresden

Es ist wunderschön in Jürmalciems:  Die Störche kommen bis vors Zelt und haben dieses Jahr drei Junge. Am Abend startete eine Eule auf Beutejagd, die Katze schlich durchs hohe Gras und die Meisen kommen bis auf den Tisch zum Naschen. Das Meer flüstert leise. Es gibt einen Dorfladen und eine kleine Fischräucherei. Wer Stille und Natur pur sucht, sollte hierher kommen.

DSC01162 DSC01182Drei Kilometer weiter war dann das Schild von Olita. Ich bog ab und landete auf dem Hof von Janis. Ganz nette alte Leute, die auch vermieten, haben mir gleich Haus und Hof gezeigt. Sie würden sich sehr über Gäste freuen und ich soll es auf jeden Fall weiter erzählen. Die beiden sind so warm und herzlich und empfehlenswert.

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Ein Nachbarhaus weiter war dann Olita. Sie buddelte im Garten und hat sich   RIESIG   über die netten Zeilen und Bilder von Anke und Martin gefreut. Sie hat gleich im Gästebuch geblättert und mir stolz euren Eintrag gezeigt. Wir haben noch ein aktuelles gemacht und ich soll liebe Grüße ausrichten. Mittlerweile ist sie stolze und rüstige 82 Jahre alt.

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In meinem Glückskeks stand dieses Jahr der Spruch:                                „Du wirst stets die Hilfe finden, die du brauchst.“ Grüße an die Glückskeksbringerin Antje von Team 3 der TK Dresden.

Kaum das ich bei Olita mein Fahrrad abstellte, sprang mir die Feder aus dem Radständer :-( Gestern ging schon durch die Schotterpisten eine Niete an der Aufhängung der Vorderradtasche kaputt. Streng nach Murphys Gesetz: Es geht das kaputt, an was du im Traum nicht denkst und wofür du nichts mit hast. Vielleicht ist die Lösung: Gar nichts mitzunehmen! Alles kann ja nicht kaputt gehen, hi hi. :-) Aber Olita wusste Rat. Der Nachbar Janis ist doch Mechaniker, der kann das wieder richten. Und so war es dann auch. Er hatte eine Mutter – was hier auch „Mutter“ heißt und eine Schraube zum Ersetzen der defekten Niete. Und fragte scherzhaft: „Heißt Schraube dann Vater?“ Wir mussten beide lachen. Am Ende bin ich noch bis Lipaja geradelt. Der Regen überlegt noch, meinte Olita als ich los bin. Just in der Stadt wusste er was er wollte und fing an. Aber zum Glück gibt es auch hier Hostel`s und sogar mit schnellem Internet.

Ich bin sehr froh, für solche Gelegenheiten Geschenke dabei zu haben und hoffe sehr, Janis hat sich über den kleinen Feigling und die Visitenkarte als Erinnerung gefreut.

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P.S.: Me(e)hr Bilder findet ihr in „Flickr“.

Natur-Terror auf der ganzen Linie

… bevor der Europaradweg R1 so aussah:

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Wie sich das anfühlt, mit 35 Kilo Gepäck bei sommerlicher Hitze, könnt ihr mir sicher nachfühlen.

Ein letztes Foto in Litauen:

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Bevor es dann weiter nach Lettland ging:

DSC01158Was habe ich geschwitzt, geflucht und laut vor Wut Sch…. geschrien. Drei Kilometer Sand, kniehohes Gras, die Fliegen haben sich gelabt an meinem Schweiß und immer wieder kamen auch riesige Bremsen vorbei, um mich an einer Stelle zu erwischen und das durch die Radhosen hindurch!

Das war erst der Anfang vom Natur-Terror! Im Minidörfchen Nida gleich hinter der Grenze angekommen war ich froh der Naturpiste entkommen zu sein, dafür ging hier die Sand-Schotter-Waschbrettpiste los und nicht nur das war schlimmer geworden, sondern auch die Fliegen/ Bremsen hatten hier extrem Hunger. Kommt wahrscheinlich nicht so oft ein Radfahrer lang – ich war knapp am Durchdrehen :-(

Ich bin was meine Beine hergaben in Richtung A11 gefahren und erhoffte mir dort Besserung für beides: Belag und Fliegen/Bremsen. Aber weit gefehlt. Die Gefahr lauerte ganz woanders: LKW`s in meiner Richtung hielten einen Meter Abstand und die entgegen kommenden bretterten an mir vorbei. Ich bin mir nicht mehr sicher was schlimmer war: der Sog oder der Gegenwind? Eines hatte ich jedoch: Adrenalin pur.

Die Sonne brannte vom Himmel was das Zeug hielt. An anhalten war nicht zu denken. Warum? Ihr glaubt es kaum, aber der Fliegen/Bremsen Schwarm hielt das Tempo auch gegen den Wind. Ich hatte großen Durst und habe einmal deswegen gehalten. Sofort war ich schwarz und die Bisse der hier anscheinend gut genährten oder mutierten Bremsen tun verdammt weh! Aus der Flasche während der Fahrt trinken bring ich leider nicht. Wegen dem Gewicht schlingere ich so rum und lande womöglich noch im Graben oder nächsten Schlagloch.

Irgend wann bin ich in Jürmalciems angekommen und wollte nur noch zum nächsten Zeltplatz fahren. Ich meldete mich beim Hausherren, lud das Gepäck ab, leerte eine Fahrradtasche und konnte sogar noch kurz vor Ladenschluss ein gekühltes Bier ergattern. Aber halt was war das? Als ich zurück kam flog eine Krähe von meinem Platz mit meinen Nudeln im Schnabel – Diebe! Frechheit, die aufgepickte Tüte hat sie liegen lassen und die letzten paar Nudelkrümel schleppten die Ameisen davon. Und jetzt zum Trost – Prost!

Fazit des Tages:  Natur-Terror auf der ganzen Linie                  _______ Piste, Fliegen/Bremsen, Vogeldiebe, Sonnenstich

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