Kategorie-Archiv: Berichte

Hier kommen alle Berichte rein

Ein Volk was beim Straße fegen chinesische Schriftzeichen übt

Jimjilbang

Also wenn ich so zurück blicke auf die zwei Monate Südkorea muss ich sagen, ich bin total begeistert von deren Saunakultur und der Idee darin schlafen zu können. Preisgünstig und sehr angenehm zugleich, beides miteinander zu verbinden. Die Frauen treffen sich auf einen Schwatz im Schwitzraum und machen es sich mit Eiskaffee, kalten Wickel um den Kopf und Wasserschüssel an den Füßen gemütlich. Ob jung oder alt, alle pflegen sich intensiv, bringen ihre Quaddeln auf die „knackigen“ Stellen und machen ihre Sport- und Dehnungsübungen. Überall gibt es verschieden temperierte Wasserbecken mit all möglichen Massagedüsen. Ebenso das Angebot, sich massieren zu lassen. Im integrierten Restaurant kann man landestypisch essen oder sich beim Friseur die Haare gleich schön machen lassen.

Ruheräume im JimjilbangSpa

ein Foto liebendes Volk

Immer und überall nehmen die Südkoreaner alles mit ihrem Smartphone´s auf. Sind aber auch begeistert, wenn ich meine Bilder zeige und ermüden selbst bei 1800 Stück nicht. In Ulsan City hängt jetzt u.a. der Altai im Restaurant bei Jim Choo. Schnell habe ich ein paar meiner schönsten Foto´s entwickeln lassen und mich so bei Kim für den schönen Tag bedanken können. Ihr Schwager wollte auch unbedingt eine Visitenkarte. Ein Foto von mir mit Fahrrad und Gepäck vor der Silhouette Dresdens möchte jeder gerne haben, der mit mir intensiver ins Gespräch kommt. Einen Abend im Hostel auf Jeju wurde Leinwand und Beamer heraus geholt. Am meisten haben sich die jungen Mädchen über die Bilder vom Sexmuseum mit Paulchen amüsiert und Tränen vergossen vor Lachen. Im Hostel Iidy auf Jeju ziert der Sonnenuntergang vom Baikalsee nun die Wand. Im Jimjilbang in Incheon habe ich das Bild von Steffi und den Kindern mit dem weißen Einhorn verschenkt, weil es der jungen Frau so gut gefiel.

Baikalsee auf JejuAltai in Ulsan City

von Pontius zu Pilatus

Am check-in Schalter B34 werde ich gefragt, ob ich eins von den verbotenen Sachen in meinem Gepäck habe? Ich schaue auf den Zettel und denke daran, dass ich zwei Feuerzeuge im Kocherset habe und sage „ja“. Der Beamte am Schalter kippt fast um vor Entsetzen. Dann sage ich „natürlich nicht“ und füge hinzu: „Wenn sie etwas finden, nehme ich es heraus.“ Er nimmt es mit Humor und meint, es wird eh vom Zoll kontrolliert. Kurz darauf fährt mein Sack mit Inhalt aller Fahrradtaschen das Fließband entlang. Das Fahrrad soll ich am Sperrgepäckschalter abgeben und danach wieder zu ihm kommen ohne anzustellen. Der Schalter hat geschlossen mit einem Hinweisschild: Bitte nutzen sie den nächsten Schalter im Bereich D. Also schiebe ich den Gepäckwagen zum anderen Schalter. Dort werde ich abgelehnt. Ohne Verpackung wird das Fahrrad nicht transportiert. Ich sage ihm, nein, dass kann nicht sein. Davon steht nirgend etwas geschrieben. Ein junger Mann meint, ich soll mitkommen und begleitet mich zu einem anderen check-in Schalter A21. Ich bestehe darauf, dass nichts von einer Verpackung in der Internetseite der Korean Air stand und möchte einen Vorgesetzten sprechen. Die junge Dame erklärt mir, dass es so mitgenommen werden kann, aber auf eigenes Risiko. Wenn etwas zerbricht, wird keine Haftung übernommen. Da frage ich mich doch: Wie wird denn dann mit dem Gepäck umgegangen? Besser ist es zu verpacken. Der Verpackungsservice ist gleich nebenan. So reihe ich mich in die anderen Wartenden ein. Hier wird ALLES verpackt. In weniger als 5 Minuten hat mein Fahrrad ein neues Outfit. Der ganze Spaß kostet natürlich.

Ich schiebe mein Riesen Paket nochmals zum jungen Mann an den check-in Schalter A21. Jetzt werde ich endlich abgefertigt. Es wird gewogen und bekommt an allen Ecken und Kanten Aufkleber verpasst. Es ist das Übergewicht zu bezahlen. Ich reiche ihm das Geld. Nein, nicht hier, ich muss zum gegenüber liegenden Schalter und dort bezahlen und dann wieder zu ihm kommen „grrrr“. Er fragt noch, ob ich eine ETA für Sri Lanka habe. Stolz zeige ich ihm mein Touristenvisa für Sri Lanka. Keine Ahnung was er gemacht hätte, wenn ich es nicht gehabt hätte? Ich bezahle am gegenüber liegenden Schalter. Das dauert etwas, weil die junge Frau am Schalter mein Boardingticket sucht. Mit der Quittung in der Hand auf zurück zum jungen Mann. Der hat schon das Riesenpaket auf dem Wagen. Zusammen geht es wieder zum Sperrgepäckschalter. Dort werde ich samt Fahrrad in den Zollraum geschoben. Die netten Zollbeamtinnen nehmen ein Kattermesser und schlitzen damit die schöne Verpackung wieder auf. Mein Herz blutet ich kann es kaum fassen. Sie untersuchen mit einem elektronischen Suchgerät den Inhalt und kleben es mit Klebestreifen wieder zu. Warum dann soviel Aufwand? Drei Stunden hat der ganze Spaß gedauert. Ein Glück, dass ich so viel Zeit habe.

Fahrrad VerpackungTerminal Airport Incheon

Winter auf Hawaii …

… und keine dicken Handschuhe mehr dabei.

Jeju Do

Natürlich waren sie schon im Paket verstaut und mit nach Hause geschickt worden. War ich doch erst am 21. November im Ostmeer baden und hatte so gar keine Vorstellung von winterlichen Temperaturen.

Weggefangen in Busan

Ich sitze am Haeundae Beach im Starbucks Coffee und betrachte den Nieselregen draußen. Ich möchte in Busan die Fähre um 17 Uhr zur Insel Jeju erreichen. Mir graut vor dieser 4 Millionen Stadt! Am Anfang finde ich mich ja noch ganz gut zurecht, aber irgend wann bin ich wahrscheinlich falsch abgebogen und lande im Containerhafen. Auf die Busaner „Köhlbrandbrücke“ darf ich nicht, es gießt wie aus Kannen von oben. Sechsspurig zwischen den LKW`s – nicht wissend wohin, halte ich an einer Tankstelle direkt an einer Kreuzung an, um mich unter zu stellen. Der Wart bietet mir ein trockenes Plätzchen zum Sitzen. Am angrenzenden Haus steht ein Hyundai Transporter. Dort steigt gerade ein Mann ein. Ich frage ihn, ob er zum Port oder zur Fairy fährt. Er schüttelt den Kopf und steigt ein. Ich gehe zu meinem trockenen Platz. Da steigt er wieder aus und kommt zu mir. Ich zeige auf die Karte, dann ins Wörterbuch ohne Worte auf ein Schiff, dann male ich Jeju auf. Zwei Männer und eine Frau stehen um mich herum. Jetzt haben sie es verstanden und wissen, wo ich hin will 😉 Er betrachtet mein Fahrrad, versucht es anzuheben, fährt rückwärts ran und wir laden alles auf die Ladefläche. Es sind nur noch 20 Minuten mit dem Auto zum Port. Aber ich hätte wahrscheinlich in diesem Straßen- und Schilderwirrwarr 2 Stunden gebraucht. Außerdem gießt es immer noch. Er schreibt auf einen Zettel, dass er 68 ist und ich meine 52 daneben. Er gestikuliert immer Essen und Schlafen. Wir sind am Fährhafen und laden alles ab. Da fragt er wieder mit Händen und Füßen: Essen, Schlafen und zeigt im Handy auf das morgige Datum. Ich stimme nickend zu. Wir laden wieder alles auf und fahren zu seinem Haus, zu seiner Familie. Ich bin wieder da wo ich vor ein paar Stunden hergekommen bin – am Haeundae Beach.  Ich bin froh, dass ich noch kein Ticket habe, so kann ich wieder einmal auf die tolle Gelegenheit, bei einer koreanischen Familie zu wohnen, eingehen.

Er stellt mich seiner Frau vor. Stolz zeigt er mir seinen Fitneßkeller und erklärt immer wieder, dass er katholisch ist. Die Familie hat vier Kinder, drei Jungen und ein Mädchen. Die Tochter Kim Mi Hyun (36) lerne ich an diesem Abend noch mit ihren beiden Kindern (Mädchen 5 + Junge 7) kennen. Kim Jun Won´s Frau kocht für uns. Der Sohn von der Tochter kommt vom Kung Fu Training mit einem neuen gelb-blauen Gürtel zurück. Wir verbringen den Abend mit Essen, Whisky trinken und vor allem Fotoalben der Familie und Bilder meiner Reise ansehen.

Familystay BusanFamilystay Busan

 

 

 

 

Am nächsten Morgen werde ich um 6.45 Uhr geweckt. Mein Gastgeber möchte mit mir eine Runde auf dem Fahrrad drehen. Es geht zum Beach, dann den Radweg am Fluss entlang. Die Koreaner sind ein sportbegeistertes Volk. Überall und zu jeder Gelegenheit werden Übungen gemacht und gibt es Trimm-Dich-Pfade. Kaum wieder zu Hause gibt es Frühstück auf koreanisch. Kurze Zeit später bin ich am Fährhafen von Busan.

Jeju-do – das Hawaii der Koreaner

Die subtropische Vulkaninsel Jeju-do – ein Juwel im Ostchinesischen Meer – wurde 2007 in die Liste der UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen und wirbt damit, eine der 7 neuen Naturweltwunder zu sein. Die Insel war bis vor 100 Jahren von der Außenwelt abgeschnitten und diente als Verbannungsort für politische Häftlinge. Es entwickelte sich eine eigene Sprache und die traditionelle Schamanen Religion blieb bis heute erhalten. Seit Menschengedenken sind es hier die Frauen, die als Taucherinnen Muscheln, Seegurken, Schellfisch und Tang aus bis zu 20 Metern Meerestiefe ohne Atemgerät holen. Diese „Haenyo“ Meerfrauen sind lebende Wahrzeichen der Insel. Seit Juli 2006 ist Jeju-do eine autonome Sonderprovinz Südkoreas. Sie regiert sich selbst, um die wirtschaftliche Entwicklung effizienter voranzutreiben. Haupteinnahmequelle ist der Tourismus.

Pünktlich legt die Fähre im Port Jeju City an. Noch sind es 20 ° Grad und Dauerregen. Ich lande im „The Forest Hostel“, stelle mein Rad und das Gepäck unter und mache mich mit dem Stadtplan auf den Weg zu kulturellen Highlights. Zuerst besuche ich den „Samseonghyeol Shrine“. An diesem Ort sollen die Urahnen der Insel Bo, Yang und Gu aus der Erde gestiegen sein und das Tampa Königreich gegründet haben. Nach Ankunft der drei Prinzessinnen  teilten die Brüder die Insel untereinander auf. Sie verschossen Pfeile und dort wo sie landeten, dieses Stück Land bekam derjenige. Völlig durchgeweicht und verfroren flüchte ich ins Volkskunde und Naturhistorische Museum nebenan. Nach einer heißen Tasse Kakao verschaffe ich mir einen Eindruck über die spezifische Kultur Jejus, die mit lebensecht nachgestellten Szenen dargestellt wird. Inseltypisch Essen kann man gleich vor den Toren auf der „Guksu Geori“ Noodle Street. Am nächsten Tag haben sich die Temperaturen drastisch abgekühlt, es stürmt mit 60 kmh die Schnee- und Regenschauer durch die Straßen und legt die dickstämmigen Palmen fast flach. Ich lege einen Organisationstag ein und schlendere durch den unterirdischen Markt, um einige der vielen Köstlichkeiten der Insel zu probieren. Die Wettervorhersage verkündet nichts besseres. So hebe ich Geld ab, mache einen weiteren Shoppingtag und kaufe Kleinigkeiten für den Adventskalender für meine Enkeltöchter ein. Auf der Post spricht mich das erste Mal eine Bettlerin an. Die Nacht verbringe ich zum Aufwärmen in einem Jimjilbang.

Den Wetterkapriolen zum Trotz starte ich mein Unterfangen, die 74 Kilometer lange und 32 Kilometer breite Insel zu umrunden und starte in Richtung Westen. Nahe der Stadt kann man an der Uferpromenade den „Yongduam“ Drachenkopffelsen sehen. Eine von der Natur geformte Basaltskulptur, die Hunderte von Besucher anzieht. Spät abends erreiche ich ein Guesthouse am Strand Hyeopjae mit Panoramafenster auf die Insel Biyangdo, die ein beliebtes Ziel für Bergsteiger sein soll. Das Glas vibriert vom Sturm. Ich beschließe für den nächsten Tag einen Ausflug mit dem Bus zur Teeplantage mit Teehaus und zum Glas Museum zu unternehmen. Jeju-do exportiert Tee in alle Welt. Im Museum finde ich Meißner Porzellan als Teetasse wieder. Im Glas Museum gibt es eine Glasbläser Werkstatt und im anschließenden Park liebevoll gestaltete Szenen aus Glas. Die Crew vom Guesthouse bedauert mich, als ich am nächsten Tag packe und weiter in Richtung Süden fahren will. Bei Schnee- und Regensturm geht es mit Westwind gen Süden, der zweit größten Stadt Seogwipo entgegen. Manchmal kommt der Wind so heftig von der Seite, dass ich auf der anderen Straßenseite lande, was nicht gerade ungefährlich ist. Zum Glück ist nicht viel Verkehr. Im Gegensatz zum Sommer, wo sich auf der Insel Millionen von Touristen tummeln sollen. Vorbei an ummauerten Kakteen und Mandarinen Plantagen, woraus Süßigkeiten, Schnaps und andere leckere Sachen hergestellt werden, fühle ich mich trotz des extrem schlechten Wetters im Obstparadies. Es ist Mandarinenernte und die Plantagen sind frei zugänglich. Die reifen, süß, saftigen Früchte fallen bereits von den Bäumen und so futtere ich mich entlang des Fahrradweges durch 😉 Nach einem Abstecher ins Schokoladen Museum haben wir bald die Stadt erreicht und das Jimjilbang unterhalb der Tribünen des World Cup Stadium schnell gefunden. Doch bevor es zum Aufwärmen und Schlafen in die Sauna geht, esse ich mich erst einmal landestypisch satt. Die Küste im Süden ist übersät von touristischen Höhepunkten. Ich mache an zweien Halt und sehe mir den Wasserfall am Fluss „Cheonjiyeon“ und den „Jeongbang“ direkt am Meer an und bestaune die ringsherum blühenden Kamelien und später im Guesthouse nahe am Pyoseon Beach bei einem gleichaltrigen Paar ein Golden Retriever Baby.

Paulchen und ich besuchen das Liquör Museum in Hanmaeum, kosten uns durch die Proben und kaufen ein paar davon ein. An der Ostküste entlang machen wir einen kurzen Stopp am „Seongsan Ilchulbong Peak“ und etwas weiter erhaschen wir einen Blick auf die Insel Udo. Gern hätte ich etwas über die Meeresfrauen im Haenyeo Museum erfahren, aber das hat bereits Winterpause. So beziehen wir im Guesthouse „Iidy“ direkt gegenüber Quartier und können fünf kleine Hundebabys bestaunen. Von Hong Seng Hyun gut bewirtet, mit einem liebevoll zubereiteten Frühstück im Bauch und allen Abfahrtszeiten nebst Haltestellennamen in Koreanisch auf dem Zettel geht es mit dem Bus zuerst zum „Bijarim“ Forest. Hier kann man durch Jahrhunderte alte Muskatbäume spazieren gehen. Ich habe Glück und komme per Anhalter weiter zur Lavahöhle „Manjanggul“. Eine der besten Lavahöhlen der Welt und ein nationales Naturdenkmal Koreas. Bei dieser sogenannten Lavaröhre handelt es sich um Lavakanäle, deren Oberfläche abgekühlt und erstarrt ist, während darunter die flüssige Lava weiter strömte, bis die Eruption zum Stillstand kam. Der von der Lava gebildete Röhrentunnel ist 13 Kilometer lang, 1 Kilometer davon ist für Besucher begehbar. Im letzten Abschnitt der über 200 Kilometer langen Umrundung zeigt sich das Wetter von seiner besten Seite. Die Wolken geben den Blick frei auf den „Hallasan“ Berg, der mit seinen 1.950 Metern der höchste Südkoreas ist. Die Besteigung bleibt uns wegen des vielen Schnee´s verwehrt. Da bräuchte man wohl schon Grödel und Gamaschen um die Waden um hochzukommen, aber Winterausrüstung habe ich leider keine dabei :-( Glutrot versinkt am Abend die Sonne im Meer und ich im Bett des „Yeha“ Gästehauses in Jeju City, mit einem außerordentlich guten Service.

Als Atheistin unter Mönchen

Gerade schrieb ich in den Blog das ich Urlaub mache. Dieses Wort wurde mir wenig später bei der Anmeldung zum Templestay gestrichen. Ab dem nächsten Tag sollte ein anderer Wind wehen. Um 4 Uhr morgens ist aufstehen angesagt, um pünktlich 4.30 Uhr zur Morgenandacht im Tempel auf dem Berg zu erscheinen. Anscheinend haben die Buddhisten noch nie etwas von Biorhythmus gehört? Obwohl sie ganz mit der Natur eins sein wollen. Meine Zeit ist es jedenfalls nicht :-( Trotz des zeitigen Aufstehens bin ich voller Vorfreude und habe sieben Nächte im Voraus bezahlt. Dann bezog ich erst einmal mein Zimmer und probierte den Anzug an, bevor das Programm startet.

Tempelstay AnzugTempelstay Zimmer

Tempelstay

Die Idee im Tempel zu wohnen entstand 2002 während der Fußballweltmeisterschaft in Südkorea als Übernachtungen knapp waren. Bei einem Aufenthalt bekommt man einen Einblick in den traditionellen koreanischen Buddhismus. Das Leben mit den Mönchen ermöglicht einem, den Yebul (zeremonieller Dienst mit Gesang), Chamseon (Zen Meditiation), Balwoo Gongyang (Gemeinschaftsessen) und Dahdoh (Teezeremonie) mitzuerleben. Tempelstay ist mittlerweile in sehr vielen Tempeln möglich. Neben den täglichen Ritualen wird meistens noch ein Programm angeboten wie z.B. die Herstellung von Lotusblumenlaternen, das Drucken von traditionellen Mustern oder alten Schriftzeichen mit Tinte sowie Volksspiele. Viele stressgeplagte Großstadtmenschen nutzen die Möglichkeit eines Tempelaufenthaltes, um am Wochenende neue Kraft für den Alltag zu schöpfen. Der Tempel Golgulsa ist Zentrum der traditionellen Meditationsweise Sunmudo, einer Zen Kampfkunst und bietet tägliches Training an. Sunmudo Statue Tempel GolgulsaGolgulsa

Das Programm

  •    4:00 Uhr    Aufstehen
  •    4:30 Uhr    Morgengebet
  •    5:00 Uhr    Meditation im Sitzen und anschließend im Gehen
  •    6:20 Uhr    Frühstück
  •    8:30 Uhr    Sunmudo Training (Dehnung)
  • 10:10 Uhr   Teezeremonie
  • 11:00 Uhr   108 Verbeugungen
  • 11:00 Uhr   Sunmudo Show der Master für Gäste
  • 11:50 Uhr   Mittagessen
  • 14:00 Uhr   Sunmudo Meditation, Bogenschießen oder Reiten
  • 15:00 Uhr   Montag bis Freitag Arbeitseinsatz im Tempel
  • 15:30 Uhr   Sunmudo Show der Master für Gäste
  • 17:10 Uhr   Abendessen
  • 18:10 Uhr   Erstgespräch für Neuankömmlinge
  • 18:10 Uhr   Abendgebet
  • 19:00 Uhr   Sunmudo Training (Kraft- + Techniktraining)
  • 22:00 Uhr   Nachtruhe

Am Sonntag findet 5:50 Uhr im Anschluss der Meditation das Gemeinschaftsessen „Balwoo Gongyang“ mit den Mönchen statt und im Anschluss die Teezeremonie.  Danach steht die Zeit bis zum Abendessen zur freien Verfügung. Am Wochenende verliert jedoch der Kraft- und Ruheort seine Wirkung. Da kommen hunderte von Menschen aus der Stadt zum Tempel „gepilgert“, das heißt in Bussen und Autos gefahren, um die täglich angebotene Sunmudoshow zu sehen. Ich ziehe mich lieber um und gehe in der näheren Umgebung spazieren oder ziehe mich zurück in mein Zimmer, um endlich einmal Zeit für mich und zum Schreiben zu haben.

Das Tempelleben

Der Hall der großen Glocke schwingt durch die Nacht und durchdringt jeden Raum und meine Glieder. Ich rolle mich zur Seite und denke: Ich muss jetzt aufstehen! Schlaftrunken steige ich in meinen Tempelstay Anzug und ziehe mich warm darüber an. Die Nacht ist klar und kalt. Es geht den Berg hinauf zur Morgenandacht im Tempel. Vor der Tür warten die Hunde. Sie dürfen mit hinein und haben ihre eigene Gebetsmatte zum Liegen. Im Tempel lebte einst eine Hündin. Sie bekam vier Hundebabys und als sie starb, eine eigene Statue neben Buddha. Die Kinder der Hündin leben nun allesamt mit den Mönchen im Tempel. Buddha und Hund Statue Tempel Golgulsa

Pünktlich 4.30 Uhr beginnt mit drei Verbeugungen das Morgengebet. Die Mönche singen in Begleitung eines Moktak (bedeutet Holzfisch, ist ein Idiophon und gehört zu den Schlitztrommeln) ihre morgendlichen Gebetslieder. Gleich danach findet die Meditation im Sitzen statt. Eine halbe Stunde soll jeder atmen und meditieren. Manchmal schlafen die Hunde dabei ein und stören durch ihr Schnarchen die Meditation. Am Ende reiben wir uns die müden Augen und klopfen unsere Arme und Beine wach. Denn jetzt geht es hinauf zur Pagode und über zur Meditation im Gehen. Drei Mal um die Pagode herum mit gefalteten Händen an der Brust. Dann im langsamen Gang den Berg hinab, die Hände vor dem Bauch, nichts denken und auf den Atem achten.

Unten angekommen setzen wir uns in den Essenraum auf den Fussboden und warten auf das Frühstück bzw. auf den ersten Mönch. In der Rangfolge dürfen zuerst die Mönche Essen nehmen, dann alle anderen. Man bedient sich selbst und was man sich alles auf den Teller aufgetan hat, muss aufgegessen werden!!! Nichts darf weggeworfen werden. Beim Essen ist die Tischordnung einzuhalten. Die ersten beiden Tische sind für die Mönche, die rechte Reihe für die Männer und die linke für die Frauen. Das Essen ist sehr einfach. Gegessen wird drei Mal täglich Reis mit mehr oder weniger scharfem gekochtem Gemüse und zu trinken gibt es kaltes oder heißes Wasser. Ich beeile mich, dass ich schnell wieder in mein Zimmer komme, damit ich noch ein wenig schlafen kann, bevor es weiter geht mit dem Sunmudo Morgentraining.

Gewohnt wird in einfachen Zimmern, was ein Regal und ein Kühlschrank beinhaltet. Geschlafen wird auf einer Matte auf dem Boden. Frauen und Männer dürfen nur getrennt schlafen. Ein Glück das Sarah bei der Anmeldung Paulchen nicht gesehen hat! So darf er bei mir mit auf der Matte liegen. Jedoch ist die Fußbodenheizung so heiß, dass ich mir vorkomme wie ein Hühnchen auf dem Grill. Nur wenden muss ich mich selber 😉

Kaum ist das morgendliche Nickerchen von einer guten Stunde rum, beginnt das Sunmudo Morgentraining. Jeder nimmt sich eine Matte und reiht sich in die Übenden ein. Trainiert wird barfuß, um einen besseren Stand zu haben. Morgens wird ausschließlich gedehnt. Nach anderthalb Stunde Dehnübungen bin ich endlich munter und schlendere zum Gebäude neben dem Tempeltor, weil dort gleich danach die Teezeremonie beginnt. Hier sitzt man im Lotussitz auf dem Boden. Wer diesen nicht aushält, kann die Position verändern, sollte aber dabei niemals die Füße nach vorne nehmen und auf andere richten. Bei einem Schälchen einheimischen Grüntee dürfen alle Fragen die einen bewegen an den Mönch gestellt werden. Am 11.11. gab es eine besondere Teezeremonie Ppeppero und „Pfannkuchen“ in Stäbchenform. Mönch Hyegak lebt seit 1990 im Tempel und praktiziert schon ca. 20 Jahre Yoga. Er reist oft herum und nimmt auch an internationalen Yoga Festivals teil. Nach der Teezeremonie ist es jedem frei gestellt, ob er die 108 vollen Verbeugungen, sich die Sunmudo Darbietung ansehen oder andere Aktivitäten mitmachen möchte. Ich teste jeden Tag etwas anderes aus. So komme ich in den Genuss der 108 vollen Verbeugungen, mit anschließendem dreitägigem Muskelkater!!! eines Ausfluges zum Tempel Bulguksa, der Fahrt an einen See von Gyeongju, Meditation am Strand von Gampo und einer Wanderung rund um die Tempelanlage, bevor es zum Mittagessen über geht. Mönch Hyegak

Das Nachmittag Programm beginnt mit Sunmudo, wo abwechselnd Meditation im Sitzen, Bogenschießen oder auch Reiten angeboten werden. Danach dürfen wir – außer am Wochenende – bei den anfallenden Arbeiten im Tempel mit helfen. Letzte Woche war es die Erneuerung des Reispapiers an den Zimmertüren und diese Woche Laub fegen und abtransportieren entlang der Straße im Tempel. Nach dem Abendessen und einer kurzen Pause beginnt das Abendprogramm mit dem Abendgebet und anschließendem Sunmudo Abendtraining, wo Kraft, Technik und Ausdauer geübt werden. Um 22 Uhr ist Nachtruhe, um wieder frisch und munter zum Morgengebet erscheinen zu können 😉

Oft wird der Tempel mit seiner speziellen Trainingsmethode des Sunmudo von Universitäten und Schulen genutzt. Sie schicken „schwierige“ Studenten und Schüler, die sich nicht in die Gemeinschaft eingliedern wollen. Durch das Tempelleben sollen sie zu sich finden und ihr eigenes Verhalten überdenken. Ein guter Ansatzpunkt, dies würde sicherlich so manchen jungen Menschen auf seinem Bildungsweg helfen.

Wer am Tempelleben teilhaben möchte, sollte sich an einige Regeln halten:

Regel Nr. 1. Jeder im Tempel praktiziert Buddhismus zusammen. Daher behandeln Sie bitte alle Menschen mit Freundlichkeit und Respekt.

Regel Nr. 2. Jedes Lebewesen ist wertvoll in unserem Tempel. Daher behandeln Sie bitte alle Tiere und Natur mit Freundlichkeit und Respekt. Eines morgens sah ich eine riesengroße fette schwarze Spinne über mir an der Decke. Es hat mich zwar n`Menge Überwindung gekostet, aber ich habe sie mit einem Papierbogen hinaus befördert.

Regel Nr. 3. Unser Tempel ist ein reiner Ort, bitte hinterlasse keine negativen Spuren. Bitte beachten Sie alle Aspekte des Lebens und der Natur mit Liebe in deinem Herzen.

Jeder sollte sich nach dem Zeitplan richten und einhalten. Wer bei der Morgenandacht mit Abwesenheit glänzt, muss sich zur Strafe 3.000 mal verbeugen oder wer Papier in die Toilette wirft, muss sich zur Strafe 1.000 mal verbeugen. Überhaupt wird hier jegliche Zivilisation „abgelegt“. Von der Kleidung angefangen: Knie und Schultern sind bedeckt zu halten und niedrige Dekolletés und enge Kleidung zu vermeiden, geht es weiter über Radio, Fernsehen, Alkohol, Zigaretten und jegliche Art von tierischer Nahrung.

In Korea gibt es nur Geschlechter getrennte Tempel. Golgulsa ist einer für Männer. Aktuell leben hier vier Mönche und vier Hunde. Sie dienen ebenso in der Armee für zwei Jahre wie alle anderen und können währenddessen ihre Religion leben. Mönche sind Pilgerer und können sich ihren festen Tempel aussuchen. Der oberste Mönch entscheidet, ob er bleiben darf. Sie scheren sich einmal die Woche die Haare, als Zeichen der gänzlichen Hinwendung einem geweihtem Leben. Wer sich einmal dafür entschieden hat Mönch zu sein, lebt enthaltsam, darf keine Frau berühren und auch nicht heiraten. Im Tempel wird der Zen Buddhismus praktiziert.

Wann, wenn nicht jetzt?

Was hatte ich mir nicht alles für die Auszeit vorgenommen: täglich morgens Stretching und abends Qi Gong. Pah und was ist aus den guten Vorsätzen geworden? Beruhigt habe ich mich mit der Ausrede, dass ich ja täglich Fahrrad fahre 😉 Hier in Korea erinnerte ich mich an meine guten Vorsätze. Noch dazu im Ursprungsland wo all das gelehrt und praktiziert wird. Ich recherchierte nach Tempeln in der Nähe von Gyeongju, wurde fündig und war überglücklich, als die Zusage vom Tempel Golgulsa kam.

In der Turnhallen großen Tempelhalle der Sunmudo Schule reihe ich mich mit meiner Matte in den Kreis der Übenden ein. Nach der Aufwärmphase und kurzem Blick nach innen geht es über ins Stretching. Von der Haarwurzel bis zu den Zehenspitzen wird jede Faser des Körpers gedehnt. Stretching

Am Abend werden Gleichgewichtsübungen, Kraft- und Techniktraining praktiziert. Mit „Om“ die Arme heben, Beine abwechselnd nach hinten strecken und vorne weit nach oben, dann Drehungen, Schrittfolgen, grätschen, hüpfen, boxen. Es ist ein kraftvolles Training mit viel Körperspannung. Nach den ersten Einheiten mit Setups,  Liegestützen und Brücke schlagen, fühle ich mich wie eine „Oberlusche“. Wann habe ich das letzte Mal im Kreis trainiert? Zu zweit geht es im Vierfüßlergang vorwärts, dann rückwärts, dann im Watschelgang dasselbe, Schubkarre, Rad schlagen, Handstand, Sprünge im Kreis herum. Geübt wird barfuß, um auf dem Holzfußboden einen festen Stand zu haben. Die Creme für überanspruchte Muskeln ist schnell verbraucht. KörperspannungAm Nachmittag wird abwechselnd meditiert oder mit Pfeil und Bogen geschossen. Dieser Sport ist Meditation und Körperspannung zugleich. Dank meiner Nichte Bianca weiß ich nun auch, dass wir mit mongolischen Reiterbögen Bogenschießen trainiert haben. Um diese Haltung zu üben, setzten wir uns auch einen Nachmittag aufs Pferd.

ReitenBogenschießen

 

 

 

 

Wer noch nicht genug hat, kann nach der Teezeremonie 108 Verbeugungen mitmachen. Der Mönch gibt mit Schlägen seines Bambusstocks das Tempo vor: hinwerfen, gefaltete Hände und Stirn auf den Boden senken, zurück in die Senkrechte federn, mit gefalteten Händen verbeugen und wieder runter, das Ganze 108 Mal.

Nach den ersten Tagen spüre ich, dass sich eine Woche wie ein Tropfen auf dem heißen Stein anfühlt und verlängere meinen Aufenthalt.

Was ist Sunmudo?

Sunmudo bedeutet übersetzt Zen-Kampfkunst-Weg und geht auf eine jahrhundertealte, wehrhafte fernöstliche Mönchstradition zurück. Ihr Ziel ist es, nicht nur die Selbstverteidigung im klassischen Sinne zu lehren, sondern die dort vermittelten Kampfsporttechniken zu nutzen, damit der Praktizierende „dem tiefsten Kern seines Wesens“ und seiner „wahren inneren Natur“ näher kommen kann. Sunmudo kombiniert Zen Meditation, Yoga, Taiji und Qi Gong mit traditionellen koreanischen Kampfkünsten. Seine energievolle und dynamische Vorgehensweise fördert die Beweglichkeit und Flexibilität des Körpers, insbesondere der Gelenke. Das aufmerksame und regelmäßige Üben verbessert den Gleichgewichtssinn sowie die Harmonie zwischen Körper und Geist. Es kräftigt die Muskulatur und hilft Rücken- und Gelenkschmerzen vorzubeugen, bzw. diese zu lindern. Das Praktizieren von Sunmudo ist in jedem Alter möglich.

Die Sunmudo Master haben ganz offensichtlich Spaß am Training, machen so ihre Scherze dabei und strahlen Lebensfreude aus. Sie führen ein ganz normales Leben, wohnen außerhalb des Tempels, haben Familie und fahren gerne Mini und BMW oder auch Rennrad. Abendtraining

Fazit:

Gerne hätte ich vier Wochen Training mitgemacht. Zum einen weil sich der Körper durch tägliche vierstündige Fitness und das einfache Essen spürbar verändert, zum zweiten, weil es ab einem Monat günstiger wird und ich drittens vielleicht doch noch die „Bikinifigur“ für den Strand in Sri Lanka erreicht hätte 😉 Doch bevor hier der erste Schnee fällt, möchte ich weiter ziehen. Mit frisch gestähltem Körper geht es zur Fähre nach Busan, um auf die Insel Jeju überzusetzen.