31 Millionen 536 Tausend Sekunden bekommen wir jedes Jahres auf unser Lebenszeitkonto überwiesen. In jeder Stunde werden uns 3600 abgebucht, egal, wie wir sie verbringen. Am 31. Dezember um Mitternacht ist jede einzelne davon weg. Das Konto ist leer. Was bleibt, sind die schönen Momente die wir in dieser Lebenszeit erlebt und gelebt haben. Carpe diem!
Bisher traf ich drei Treveller, die mit Fahrrad und Gepäck in Korea unterwegs sind. Einen junger Mann aus Korea Seoul, von dem ich spontan ein Tuch geschenkt bekam, einen Mann aus Hongkong und Joe aus Washington USA. Alle hatten sie gerade mal Zeit für einen Smalltalk, dann wollten sie schnell weiter
Hauptstadt des Silla-Reichs – Gyeongju
Der Regen trieb mich von der Ostküste ins Landesinnere und der Reiseführer versprach einen Berg kultureller Stätten. So schob ich mein Fahrrad von Meereshöhe ab durch die Berge und ließ mich hinab rollen in die Hauptstadt des Silla Reiches – Gyeongju.
Das Silla Königreich entstand zum Beginn des 1. Jahrhunderts und beherrschte den größten Teil der Koreanischen Halbinsel vom 7. Jahrhundert bis 9. Jahrhundert. In und um Gyeongju gibt es zahlreiche bis zu 25 m hohe Rasenkuppen, die lange für natürliche Erhebungen gehalten wurden, tatsächlich aber Hügelgräber der Könige und Aristokraten Sillas sind. Diese wurden in den 1920er Jahren erstmals geöffnet. Die vielen ungewöhnlichen Goldfunde rechtfertigten den alten Namen Geumseong (Goldfestung) der Stadt.
Ein eigenwilliger flaschenförmiger Steinturm ist möglicherweise das älteste Observatorium Ostasiens. Es diente kosmologischen Beobachtungen, zur Festlegung der Jahreszeiten, des Saat- und Erntekalenders und der Prophezeiung der Landesgeschicke. Das scheinbar so schlichte Bauwerk steckt voller Zahlensymbolik. Drei mal vier Fundamentsteine repräsentieren die zwölf Monate und vier Jahreszeiten. Die quadratische Basis gilt als Zeichen der Yin-Kraft, die aufsteigende Kreisform als Sinnbild des Yang-Prinzips. 365 Granitblöcke beziehen sich auf die Anzahl der Jahrestage, ihre 27 Schichten auf Seondeok, die 27. Silla-Regentin. Zweimal zwölf Steinreihen von der Basis bis zum Einstieg und von der Fensteroberkante bis zur Spitze veranschaulichen die 24 Stunden des Tages. Nach drei Tagen Besichtigung fast aller Sehenswürdigkeiten in der wunderschönen Stadt radelte ich wieder den Berg hinauf, um mir noch unter anderem den buddhistischen Tempel Bulguksa und die künstliche Seokguram Grotte anzusehen. Als Anerkennung meiner Leistung hielt dieses Mal jeder Autofahrer den Daumen nach oben oder klatschte vom Lenkrad aus Beifall.
751 ließ der mächtige Premierminister Kim Dae-seong zu Ehren der Kim-Familie einen „Buddha-Land Tempel“ (Bulguksa) errichten. Das Buddha-Land wird als irdische Entsprechung eines friedvollen Heilsreiches verstanden, in dem erlöste, den materiellen Fesseln enthobene Wesen wohnen. Der Bulguksa Tempel ist die einzigste vorhandene klassische Tempelanlage aus der Silla-Zeit. Zu Ehren der Seelen seiner ersten Eltern ließ der Premierminister die Seokguram Grotte errichten, die zu den herausragenden Kunstwerken der buddhistischen Welt zählen. Der zentrale, in einzigartiger Weise in sich ruhende Buddha in Erdanrufungsgeste bewahrt im Gegensatz zur vollendeten Eleganz der ihn umgebenden Figur des Reliefs eine Massigkeit, die als Zeichen von Würde und Hoheit als Ruhepol jenseits der Dynamik seines Gefolges zu sehen ist.
Beide wurden 1995 in die Liste der Weltkultur- und Naturerbes der Menschheit der UNESCO aufgenommen. Die Treppenanlage des Tempels stammt aus dem 8. Jahrhundert und ist Koreas Nationalschatz Nr. 23. Sie symbolisiert die 33 Stufen der Erleuchtung und führt zum Purpurnebeltor (Jahamun). Eine Begehung ist nicht erlaubt.Die außergewöhnliche Schatzpagode (Dabotap) ist über 10 Meter hoch und zählt zu den bedeutendsten Kunstwerken der buddhistischen Welt. In Korea ziert sie auch deshalb die 10 Won Münze. Die künstliche Seokguram Grotte liegt auf dem Gipfel des Berges Tohamsan 745 m über dem Meeresspiegel und ist mit Blickrichtung nach Osten ausgerichtet. Es ist anzunehmen, dass sie Feinde aus diesem Einfallswinkel, besonders aber wohl japanische Piraten vom Japanischen Meer kommend, magisch abwehren sollte. Die vier Himmelskönige des Bulguksa:
Paulchen flippt aus vor Freude
Paulchen und ich besuchten das Sexmuseum Love Castle.
Das Thema der Menschheitsgeschichte wie Kamasutra, Sexleben in der Antike oder der Inkas wurde in verschiedenen Räumen dargestellt. Die Koreaner selbst bezeichnen sich als die Italiener Asiens. In den Städten soll es einige Stundenhotels geben und im Hotelfernsehen kann man sich Sex Videos (keine Pornos!) ansehen, in denen stundenlanges Liebesleben mit Anleitung, wie eine Frau zu verwöhnen ist, gezeigt wird. Der Italiener gilt ja allgemein als der Liebhaber schlechthin. Ob das wirklich so ist – wer weiß? Paulchen war jedenfalls entzückt und wollte gar nicht mehr weg:
aber auch für mich war was dabei 😉
Urlaub vom Fahrrad fahren
Ab Freitag, den 7. November mache ich Urlaub vom Fahrrad fahren und tauche ab ins buddhistische Leben des Tempels Golgulsa („Steinbuddhatempel“) zum Tempelstay. Dieser ist der einzige echte Höhlentempel Koreas. Er stammt aus dem 6. Jahrhundert und birgt einen Maya-Tathagata-Buddha. Am Hamwol Berg sind kleinere Felsenhöhlen und das 1500 Jahre alte Buddharelief über in den Fels gehauene Treppen zu erreichen. Der Tempel ist Zentrum der traditionellen Meditationsweise Seonmudo – einer Zen Kampfkunst. Ich kann bleiben so lange ich will bzw. es mein Geldbeutel zulässt 😉