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Zugfahrt nach Barnaul

Die Nacht vor dem Aufbruch zum Zug nach Barnaul konnte ich nicht schlafen. Ich war total aufgeregt. Mich beschäftigten zu viele Fragen: Wie wird es sein, durch Sankt Petersburg zu radeln? Werde ich es schaffen pünktlich zu sein? Wie und wo bringe ich mein Fahrrad im Schlafwagenabteil unter?

Mein persönliches Motto um Ziele zu erreichen lautet ja immer: „Vorlauf schaffen – dran bleiben!“ So hatte ich schon im Vorfeld in Dresden die Fahrkarte nach Barnaul gekauft, einen Dolmetscher zum Bahnhof bestellt und das Hotel in Barnaul gebucht. Eine kleine Sicherheit, da in Russland ja einiges anders läuft und mit unserem Denken nicht zu vergleichen ist und man mit englisch nicht weiter kommt und die Mentalität manchmal nicht gerade Touristen freundlich gesinnt ist. Wenn die Dame hinter dem „Glaskasten“ nicht verstehen will, versteht sie es auch nicht – Basta!

So musste ich nur noch die 36 Kilometer zum Bahnhof radeln, Geld bei der Bank tauschen und Vorräte einkaufen. Wobei die Vorräte dahin gehend eingeschränkt wurden, da erst ab 13 Uhr in Russland Bier verkauft werden darf :-( Den Bahnhof „Ladoschskij“ fand ich dank Navigation des Smartphones punktgenau. Sergej war wie ich auch super pünktlich. Als erstes durfte ich das russische Abenteuer: Auskunft am Fahrkartenschalter miterleben. Man stelle sich an, um nach etwa  35 Minuten zu erfahren, dass es der falsche Schalter ist. Man nehme den nächsten, um nach 35 Minuten zu erfahren, dass die Dame jetzt eine 2 stündige Pause hat und landet schließlich am dritten Schalter und bekommt nach ca. 25 Minuten alle Auskunft die man benötigt. Danach wartet man, bis die Anzeige den Bahnsteig des Zuges preisgibt. Zum Glück gab es eine Rampe, so dass ich mein Fahrrad zum Gleis schieben konnte. Am richtigen Wagen angekommen, wird man von den Wagenschaffnerinnen empfangen und bekommt sein Abteil zugeteilt. Sergej half mir mein Gepäck zu verstauen, inzwischen nahm ich mein Fahrrad auseinander, welches dann im Gepäckfach über den obersten Betten untergebracht wurde.

Die Zugfahrt an sich war toll – super Service, nette Leute, mein Waggon war nur halb gefüllt und ich hatte ein 4er Abteil für mich ALLEINE! Jeder Wagen des Zuges fuhr wo anders hin und anscheinend wollten nicht so viele Leute nach Barnaul. Auf der Fahrt habe ich mich mit der Schlafwagenschaffnerin Irina (links im Bild) angefreundet.

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In Barnaul angekommen erwarteten mich 38° C und  5 Stunden Zeitunterschied zu Deutschland. Ich hoffe, dass sie im russischen Fernsehen das Fussball WM Finalspiel übertragen. Interessiert mich jetzt doch wie es ausgeht. So könnte ich es ab 2 Uhr Ortszeit anschauen und um 5 Uhr morgens werde ich am Montag vom Reiseleiter abgeholt. Dann geht es auf Trekkingtour in den Altai.

Peterhof + Sankt Petersburg

Es ist geschafft! Nach ca. 1.500 mehr oder weniger Radelkilometern habe ich Peterhof erreicht und mich im Camp „Tom“ etabliert. Dieser lässt keine Wünsche offen und hat für mich ***** verdient.

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Peterhof so heißt hier die Stadt und die Palastanlage des Zaren. Das ursprünglich von Peter I. errichtete und von seinen Nachfolgern ausgebaute Gelände gilt als russisches Versailles und ist seit 1990 Weltkulturerbe der UNESCO.  DSC02029

Sankt Petersburg ist die zweit größte Stadt Russlands und die viert größte Europas. Es gibt sooooooo viel zu sehen und ist kaum zu schaffen in kurzer Zeit. Da muss ich wohl Sergej`s Einladung annehmen und noch einmal wieder kommen.

Winterpalast DSC02091

Die AuferstehungskircheDSC02132

Morgen geht es dann weiter. Vier Tage mit dem Zug nach Barnaul. Mal sehen was mich erwartet. Ich bin gespannt. ♥liche Grüße an alle Daheimgebliebenen

Dorogie Drusja!

„Schwarz“ über die grüne Grenze

Es ist geschafft: Ich habe Paulchen „schwarz“ über die grüne Grenze geschmuggelt und dabei Trick 17 angewendet. Kennt ihr den? Der Zollbeamte wollte alle meine Radtaschen (4 Taschen, 2 Rollen, 1 Lenkertasche und 1 Rucksack) sehen. Ich packe aus: Zeige ihm zuerst die Küchentasche, dann meine Beautycasetasche, dann die Büro- und Bibliothektasche und danach die Kleiderschranktasche. Dort packe ich extra, um den Zollbeamten abzulenken, oben auf einen Schlüppi von mir. Danach wollte der Zollbeamte nix mehr sehen. Ha ha ha es hat geklappt. DSC01815 Anmerkung: Die Vorstellung der Aufteilung unserer Radtaschen und unseres derzeitigen Reisealltags werden wir später nachholen.

Paulchen auf der Flucht und riesiges Land Russland

In Kingisepp angekommen habe ich mein Smartphone  befragt nach dem nächsten Bankomat, um erst einmal mit russischen Rubeln flüssig zu sein. Der war leicht zu finden. Ebenso ein Kaffee nebst Imbiss gegenüber. Kaum saß ich mit der Speisekarte in der Hand am Tisch, bekam ich auch schon Besuch von Sergej. Er sprach deutsch und hatte zu DDR-Zeiten in Dresden zu tun. So kamen wir ins Gespräch. Seine Einladung zur Stadtbesichtigung habe ich leider nicht annehmen können, da ich ja noch ein ganzes Stück vorwärts kommen wollte und wer weiß was mich noch erwartet. Im nächsten „Magazin“ kaufte ich noch das Nötigste ein. Da bemerkte ich, dass Paulchen schon wieder auf der Flucht ist und fuhr schnellstens zurück. Er war bei den fiesen Schlaglöchern aus der Lenkertasche heraus gepurzelt und lag ganz schmutzig auf der Straße. Bei nächster Gelegenheit muss ich ihn erst einmal waschen und dann bekommt er einen „Anti-Flucht-Gurt“ um, damit das NIE wieder passiert! Entlang der E20 stehen die „Mütterchen“ und bieten ihre Waren feil. Ich halte an und decke mich mit frischen Erdbeeren ein. Ein fragen woher und wohin gibt es immer. Dabei deuten sie auf ihre Räder im Straßengraben. Dann nehme ich die Abseitspiste, wir haben Rückenwind und die Sonnenlieferung aus Dresden ist auch angekommen. Danke noch mal dafür. Die Natur ist wie das Land:   RIESIG. DSC01835 Und ich habe bei den Dörfern den Eindruck: Hier kann jeder bauen wie er will.

Aerodrom

Unter der Beschreibung des Weges „Europaradweg R1″ stand: Für jemanden, der Wert auf interessante Begegnungen legt, gilt der Feldflugplatz des Sosnovy Bor Fliegerclubs (www.kummolovo.ru) als Tipp. Wer mit derartigen Flugzeugen fliegt, ist aus dem selben Holz wie jemand der hunderte Kilometer durch fremde Länder radelt, der darf im Camp der Flieger und Fallschirmspringer sein Zelt aufschlagen und erlebt einen kurzweiligen Abend. Und so war es dann auch! Nur dass ich am nächsten Morgen – im Gegensatz zu den trinkfesten russischen Männern die wie gewohnt wieder an ihre Arbeit gingen – nicht weiter radeln konnte!!!

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Sie basteln hier als Mechaniker den ganzen Tag an ihren oder anderen Maschinen rum und haben Hobby und Beruf vereint und natürlich das gesellige Beisammensein. Und das können sie wirklich die Russen:   FEIERN. Auch die Frauen sind nicht „ohne“. Elja (links) springt schon seit vielen Jahren, macht professionell Bauchtanz und geht tauchen. Mit ihrer besten Freundin Ola (rechts im Bild) teilt sie die Hobbys Fallschirmspringen und Tanzen.

Ich verbringe den Tag mit Rausch ausschlafen und Pilze suchen, die ich schon vom Fahrrad aus gesehen hatte. Der Abend verläuft wieder kurzweilig und ich komme noch in den Genuss eines Rundfluges: DSC01936

Anmerkung: Hallo Martina und Christian. Ich habe eure Frage getestet: Nastrowje das ist russisch für Prost. Richtig heißt es „na sdorov`e“ und bedeutet übersetzt „auf die Gesundheit“.

Verpasste Gelegenheit und alles wird gut

Warum hat der Wetterbericht immer nur bei den schlechten Prognosen recht? Es schüttet schon die ganze Zeit vom Himmel. Ich frühstücke im Zelt und packe so langsam zusammen. Eigentlich wollte ich ja weiter ziehen, aber bei dem sintflutartigen Regen nicht auszudenken wie ich da durch die Schlammpisten und Schlaglöcher kommen soll? Mittags schaue ich bei Elja im Flugbüro rein und googel nach Bahnhof, Bus, Taxi. Sie meinte nur: Um 9 Uhr hätte ich mit Sergej bis nach Sankt Petersburg mitfahren können – verpasste Gelegenheit :-( Die Männer in der Werkstatt lachen und meinen: Warum fährst du nicht am Sonntag? Am Samstag ist schönes Wetter und da ist Flug- und Banjatag. Dimitri lockt sogar mit einem Segelflug.

Elja weiss Rat. Sie organisiert mir für Samstag Vormittag Sergej mit dem Auto. Er soll mich bis Peterhof fahren. Ich merke, dass ich nicht uptodate bin und stelle erst mal meine Uhr auf russische Zeit! Wir verbringen noch den ganzen verregneten Tag im Büro vor dem Computer mit Bilder und Videos Anschauen. Abends gibt es sogar heißes Wasser zum Waschen. Schließlich soll ich mit frisch gewaschenen Haaren weiter ziehen :-)

DSC01968Sergej überreicht mir zum Abschied seine Visitenkarte. Ich soll wieder kommen und Freunde mitbringen. Dann zeigt er mir/uns Ecken in Peterhof und Sankt Petersburg, wo sonst kein Tourist hinkommt. Und vielleicht hat ja jemand Lust mitzukommen?