Kategorie-Archiv: Fotos

Hier kommen alle Fotos rein

Narva + Abschied von Estland

Ankunft trocken und schnell mit dem Bus

Von Ontika bis Voka bin ich noch geradelt, aber nach dem dritten Wolkenbruch habe ich mein Smartphone befragt, wo es hier die nächste Transportmöglichkeit gibt. Am Bahnhof Oru offenbarte sich dann, dass nur zwei Züge am Tag nach Narva fahren. Nicht so wie in den Vororten von Tallinn, wo aller halben Stunden einer vorbei kommt. Ich stelle mich an eine Bushaltestelle mit Dach!!!! – sonst äußerst selten an der Schnellstraße E20. Beobachte das Wetter, sehe viele Busse die vorbei fahren, weiß nicht ob und wann einer hier hält. Just in dem Moment als ich dachte – kochste dir erst mal n`Käffchen – kommt schon einer und hält. Der Fahrer ist völlig überfordert mit meinen englischen Fragen und bittet die Fahrgäste um Hilfe. Eine junge Frau hilft weiter. Ich kann für 0,77 € (inkl. Fahrrad) mitfahren, muss aber in Lillamäe umsteigen.

Hilfsbereite Männlichkeit

Ich habe Glück und ein junger Mann steht mir zur Seite beim Aus- und Umsteigen und hilft mir den nächsten Bus zu finden. Ich frage ihn nach einer Werkstatt in Narva. Er befragt sich unter den anstehenden Fahrgästen. Und so werde ich weiter gereicht – von einer hilfreichen Hand zur nächsten. Die Frau zeigt mir wo ich aussteigen muss und arrangiert wieder einen Mann, der mir beim Ausstieg aus dem Bus hilft. Er schien allerdings von dem Gewicht des Rades überfordert zu sein 😉 . Weiter geht es durch die Stadt. Ich frage einen Fahrradfahrer nach der Werkstatt. Der führt mich direkt hin. Hätte ich alleine NIEMALS gefunden (Minielädchen im Hinterhof). Mein Fahrradständer machte mir die letzten Tage Schwierigkeiten und drohte abzufallen. Natürlich habe ich den einen abgewinkelten Inbusschlüssel NICHT mit – sonst gäbe es ja Murphys Gesetz nicht!

das Hostel – ne rabotajed

Das Hostel welches ich mir morgens über das Internet noch raus gesucht hatte, gibt es nicht mehr – ne rabotajed – war die Auskunft der Verkäuferin. Zum Glück habe ich beim Werkstattsuchen schon die Alternative gesehen und so konnte ich ein Appartement des Europe Gästehauses beziehen.

Narva

In Narva werden zuerst die Damen des Touristenbüros befragt und dann alle Sehenswürdigkeiten der Stadt angeschaut. Dabei schüttet es weiterhin. Zuerst die Burg/Festung aus dem Mittelalter. Das ist der einzige Ort in der Welt (verspricht die Broschüre), wo zwei feindliche Festungen so nah voneinander gebaut worden sind – die Entfernung eines Kanonenschusses. Ich sehe aus dem Turm die Grenze und die Straße nach Kingisepp. Dann erobere ich noch die Kirchen. In der Alexander Kathedrale kann ich zufällig an einer Foto Ausstellungseröffnung teilnehmen.

Abschied von Estland

Der Himmel ist schwarz Wolken verhangen. Ich entscheide mich den Zug wenigstens bis nach Kingisepp zu nehmen. Die Wetteraussichten versprechen Besserung und eigentlich wollte ich ja radeln und nicht Zug fahren. Hoffentlich bekomme ich Paulchen über die Grenze? Ich habe ja weder einen Pass für ihn, noch ein Visum :-( Drückt mir die Daumen.

Russland wir kommen: Grenzübergang und Weg nach Kingisepp

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P.S.: Vielen lieben Dank für die Wünsche und die lieben Kommentare. Ich freue mich über jeden Eintrag. Wenn wir das Wetter in der Familie aufteilen, dann habe ich den familiären Urlaubs-Schlechtwetter-Abschnitt für dieses Jahr übernommen. Danke für das Angebot des Regenhäubchens. Einkaufstüten tun es auch. Bei den Frauen hier habe ich schon welche auf den Köpfen gesehen. In Sankt Petersburg wird die russische Post getestet, mal sehen ob die auch so schnell ist?

Tallinn + Begegnung am Wegesrand

Die letzten Kilometer vor Tallinn werden die „schwersten“. Ich starte von einem Platz des RMK und muss mein Zelt nass einpacken. Die elektronische Anzeige in Keila macht es deutlich:   6 Grad werden um 11:25 Uhr gemessen. Auf der Fernverkehrsstraße 8 kämpfe ich gegen den starken Gegenwind. Ich pflücke noch einen Strauß von den schönen „Wildblumen“ auf der Wiese, denn ich möchte nicht mit leeren Händen bei Aino in Tallinn ankommen. Ich stehe vor der Haustür und werde freudig erwartet.

Tallinn eine wunderschöne Stadt:

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Wir machen diese unsicher und genießen den Tag in der Stadt. Das Wetter ist uns gnädig. Als erstes erstürmen wir die Burg. Aino zeigt mir das Wohnhaus, wo sie als Kind gewohnt hat. Dann erledige ich meine Post in einer alten Filiale mit viel positiver Energie. Dann durchschlendern wir die alten Gassen, lassen uns kulinarisch verwöhnen, mit einer Mini-Eisenbahn durch die Altstadt fahren und für ein paar Münzen die „Puppen“ tanzen. Zum Schluss entführt mich Aino in ihren Lieblingspark.

Der Abschied fällt schwer :-( Ich habe beste mütterliche Gastfreundschaft erfahren. Danke dir Aino

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Wir sehen uns sicher einmal wieder. Vielleicht nächstes Jahr in Dresden?

Begegnung am Wegesrand

Durch eine Stadt zu radeln ist für mich immer ein kraus. Ehe man da endlich raus ist … Ich stehe an der Kreuzung und will mich orientieren, da kommt ein alter Mann an zwei Stöcken schlürfend auf mich zu und fragt mich etwas. Ich sage nur „Nemetski“ und er „ah deutsch“ und „Lust auf einen Kaffee?“

So lande ich schließlich in der Hauptbibliothek auf einen Kaffee mit Juhan. Er ist 82 Jahre alt, hatte in der Schule deutsch und entschuldigt sich, dass er so schlecht deutsch spricht, weil er wenig Praxis hat. Er erzählt mir, dass es in St. Petersburg schöne Mädchen gibt und schreibt mir seine Adresse und Telefonnummer auf die Serviette. Das war wohl das Einzige für ihn Wichtige was ihm dazu einfiel. Zum Abschied streicht er mir zärtlich über die Stirn, küsst mich auf die Wange und meint ich sei eine schöne junge Frau. Dann schlürft er den Bibliotheksgang entlang, denn er schreibt gerade an seinen Memoiren. Wie beflügelt radel ich weiter der Sonne entgegen.