(© Anke Maggauer-Kirsche – deutsche Lyrikerin)
Ich habe einen RIESEN Fehler gemacht.
Ich war vor der Reise in Dresden auf dem Meldeamt Theaterstr. und habe mich dort abgemeldet. Die einwohnermeldebehördliche Abmeldung meinerseits erfolgte auf Grund eines Irrtums, dazu verpflichtet zu sein. Ich dachte für das Jahr keine GEZ Gebühren mehr zahlen zu müssen und dem Finanzamt damit zu signalisieren – ich bin dann mal weg und mache erst meine
Steuererklärung wenn ich wieder komme. Was ich nicht wusste: Aus der GEZ Gebühren Zahlung kommt man NUR raus, wenn man den Nachweis der Kündigung der Wohnung beifügt und mit der Abmeldung aus Deutschland wird automatisch die Steuer ID für Deutschland gesperrt/ungültig. Für den Arbeitgeber werden meine Daten gesperrt und er ist verpflichtet, für mich Steuern der Steuerklasse VI abzuführen, anstelle der bisherigen Steuerklasse I.
Als ich zurück kam aus dem schönen Altai, erwartete mich eine eMail von der TK, ich solle mich DRINGEND! melden. Mein Kollege vom Personalbüro erläuterte mir die Auswirkungen der Steuerklasse VI: Der Monat Juli wird mit dem Gehalt für August verrechnet = – 1000 EUR Netto und ab September erhalte ich monatlich – 500 EUR Netto weniger
Irrtum schütz vor Strafe nicht – eine Beratung, Fragen oder Hinweise am Meldeamt Schalter hat es aber auch NIE gegeben.
Das Finanzamt meinte, es gehe nur über das Meldeamt zu regeln. Das Meldeamt meinte, es gehe nur zu regeln, wenn ich persönlich vorbei komme. Ich hatte mich schon für 1.200 € hin und her fliegen sehen. Dank unserem Star Rechtsanwalt Volker aus unserer Altai Wandergruppe konnten die richtigen Worte formuliert werden und siehe da, das Amt war willig, zur Lösung – ohne persönliche Anwesenheit meinerseits – beizutragen.
Die Dame vom Meldeamt verlangte die Abmeldebestätigung im Original zurück und könnte somit die Abmeldung stornieren. Nun galt es diese in meinen Kisten im Keller zu finden. Dank meiner Nachbarin Anke wurde das Original gefunden und eigenhändig beim Meldeamt abgegeben. Die Bestätigung, dass alles storniert ist, hat mir die Frau vom Meldeamt bereits per eMail mitgeteilt. Ich bin soooooo dankbar, solche tollen Nachbarn zu haben und weiß noch gar nicht, wie ich das wieder gut machen kann.
In der Zeit des Wartens habe ich Peter aus Dortmund in einem Café kennen gelernt. Er war mit dem Motorrad auf Tour und ist mit Motorschaden liegen geblieben. Für ihn musste es schnell gehen, Ersatzteile zu besorgen, die KTM reparieren zu lassen und bis 18. August aus Russland auszureisen. Da sein Visum und das des Motorrades da endet. Aber weit gefehlt! Ersatzteile gibt es in Russland nicht. Selbst in Deutschland sind zur Zeit diese Teile nicht lieferbar bzw. wegen des Wirtschaftsembargos auch nicht abzusehen, wann sie in Barnaul eintreffen.
Wir waren beide froh, einen „Partner“ gefunden zu haben, mit dem man die eigenen Probleme in deutsch besprechen konnte. Im Hotel gibt es schnelles Internet und meinen Laptop haben wir als Translator für Russisch in der Werkstatt einsetzen können. Jetzt ist alles geklärt: Er lässt seine KTM mit einer Spedition abtransportieren und seine Frau hat ihn den Flieger nach Deutschland bereits gebucht.
Derweil bin ich mal kurz (1,5 Tage) mit dem Zug nach Kasachstan gefahren und wieder zurück nach Barnaul. Wo mich die Großmutter im offenen Großraum Liegewagen mit 52 Liegen als „Deutschen Spion“ entlarvt hat, weil die Grenzer x-mal meinen Pass kontrollierten. Bier trinken im Zug verboten ist und der Wagenschaffner tonnenweise Wodka aus Kasachstan nach Russland schmuggelte. Ich habe ein „Business“ Visum mit mehrmaliger Einreise für Russland und mit jeder Einreise 90 Tage Aufenthaltsrecht. Mit der neuen Einreise in Russland kann ich mein russisches Visum jetzt bis zum 27. Oktober ausreizen. Ich wollte ja noch ein bisschen mehr vom Land sehen, als nur in Barnaul hocken und Probleme klären!
Morgen geht es dann endlich weiter nach Nowosibirsk und vielleicht schaffe ich es sogar noch mit einem Zug gleich weiter nach Irkutsk zu fahren. Der Baikalsee ruft! Peter hat mir schon viele tolle Tipps gegeben und sehr von dieser Region geschwärmt.
Heute konnten wir sogar noch meinen Fahrradständer – der schon wieder abzufallen drohte – reparieren. Mir fehlte ja – wie schon erwähnt – der eine Inbusschlüssel dafür. Peter hatte schon Werkzeugläden vom Motorrad aus gesehen. Wir gingen zum Taxistand. Ein Fahrer wollte gerade in eine Flasche pinkeln. Peter hatte es gesehen und war entsetzt: „Willst du wirklich mit dem Flaschenpisser mitfahren?“ Doch dieser war sehr überheblich zu uns und verlangte fast das Doppelte. Der dritte Fahrer war dann einverstanden uns zu fahren. Mit Händen und Füßen und mit Bilder auf einem Zettel machten wir verständlich was wir wollten. Nicht weit hinter der Stadt gab es einen Laden, der keine Werkzeugwünsche offen ließ. Glücklich das richtige für 7 € gefunden zu haben, machten wir uns ans Werk. Besser gesagt, Peter! Dank ihm ist jetzt der Ständer wieder fest und die Schaltung wieder gangbar angebracht. Außerdem glänzt ein 15er Maulschlüssel für die Pedalen in meiner Tasche, damit ich diese für den Flieger abbekomme.
Ende gut, alles gut. Ich habe viel dabei gelernt und muss ganz besonders lernen: bei technischen Schwierigkeiten nicht sofort zu resignieren. Denn ALLES WIRD GUT. Nur die Zeit dazwischen auszuhalten, ist manchmal sehr schwer.