Die Route M 55 von Sljudjanka nach Ulan Ude war hart. Am dritten Tag begannen bei mir Magen- und Darmbeschwerden. Ich schleppte mich radelnd dahin und hoffte, im 30 Kilometer entfernten Dorf einen Unterschlupf zu finden. Da hielt ein LKW Fahrer. Zuerst ignorierte ich ihn, doch er überholte mich und hielt wieder an. Jura zeigte mir auf der Karte wo ich eine Möglichkeit habe, eine Unterkunft zu finden. Es waren noch 90 Kilometer bis zum nächsten „Gastiniza“ und so versuchte mich Jura zu überzeugen, mit ihm mit nach Ulan Ude zu fahren. In Anbetracht dessen, dass es mir kotzübel war und ich keine kurzfristige Aussicht auf ein Bett hatte, nahm ich das Angebot dankend an und fuhr mit. 238 Kilometer wurden mir wieder einmal „geschenkt“. Aus dem LKW heraus die Straße betrachtend, war ich heilfroh und glücklich zugleich, diesen Abschnitt nicht selbst mit dem Fahrrad fahren zu müssen. Er fragte nach meiner Unterkunft in Ulan Ude. Ich hatte mir ein Hostel heraus gesucht. Dann telefonierte er mit seiner Frau und mit seiner Mutter. Also Respekt! was LKW Fahrer alles so neben dem Fahren bewältigen: telefonieren, rauchen, essen, trinken, im Wörterbuch blättern … Seine Mutter bat ihn darum, mich mit zu ihr nach Hause zu bringen. Sie hätte ein Zimmer für mich und erwartete uns mit einem sehr leckerem Essen.
Am nächsten Morgen wurde mit dem besten Freund telefoniert und uns für den Banja Komplex „Satori“ angemeldet. Ich bekam zum kostenlosen Saunabesuch noch extra für meine kaputte Schulter (befinde mich im „knackigen“ Alter) eine asiatische Massage gratis dazu. Dann kam wieder die Frage: „Willst du wirklich ins Hostel? Du kannst gerne bei uns bleiben. Am Wochenende müssen wir alle nicht arbeiten und haben Zeit.“ Ich nahm das Angebot gerne an und wurde voll in die Familie integriert. So lernte ich auf das ♥lichste ein burjatisches Familienleben kennen.
Burjaten
Sind riesengroße Familien, da kommen schon mal 500 Gäste zur Hochzeit, Schamanismus, Buddhismus wird täglich praktiziert und gelebt. Die Großmutter kocht für die Familie alles frisch und aus natürlichen Zutaten, gegessen wird mit Gabel oder Löffel mit der rechten Hand, Messer kommen nicht auf den Tisch und werden nur zur Zubereitung benutzt, getrunken wird ausschließlich Schwarztee mit Milch und Honig und zu Festlichkeiten Wodka. Eine burjatische Tradition: die neue Wohnung wird mit neu gekauften Sachen um den Hals mit Gästen „begossen“:
Ich bekam die Stadt gezeigt. Wir fuhren zum buddhistischen Kloster „Iwolginski Dazan“, bestiegen einen heiligen Berg und fuhren in den Wald zum Grillen.
Am Sonntag Abend habe ich mich mit einem deutschen Essen (Rindsrouladen mit Rotkohl und Petersilienkartoffeln und Gurken-Tomaten-Käse-Salat) revanchiert und von Elena, Valera, Jura, Katja und Mark verabschiedet. Am Montag Morgen bin ich ins Ulan-Ude Traveller Hostel gezogen und genoss einen Opernbesuch. Gestern Nachmittag traf ich mich noch einmal mit Katja und Mark zum Museumsbesuch, Stadtbummel und tollem Essen im drehendem Panorama Restaurant, was selbst Katja noch nicht kannte 😉 Ich kann mein Glück manchmal kaum fassen.
Ulan Ude mit monumentalem Lenindenkmal mit einer Gesichtshöhe von 7,70 Metern und etwa 42 Tonnen Gewicht ist sie die größte Porträtbüste der Welt.